„Affetuoso“ Duo con Animo , 14.11.2010 Martinskirche Kornwestheim Konzertbesprechung in der Stuttgarter Zeitung online, Kornwestheimer Zeitung & Ludwigsburger Kreiszeitung
Aus der Stille in die Stille zurück Artikel aus der Kornwestheimer Zeitung vom 17.11.2010 Kornwestheim Ein facettenreiches Konzert hat das Duo con Animo geboten. Von Sabine Baumert
Die Dorfkirche stellte bei dem Konzert der beiden Musiker, die an der Stuttgarter Musikschule einen Lehrauftrag inne haben, erneut ihre Qualitäten als Konzertkirche unter Beweis. Birgit Maier-Dermann und ihr Partner Günther Schwarz musizieren stets aus einer großen Ruhe heraus, aus der sich Tempo, Phrasierung und Agogik schlüssig entwickelten. Auch schien der Klang ihrer Instrumente immer aus der Stille heraus zu entstehen und wieder in die Stille zurückzukehren. Den Kirchenraum mit seiner tragenden Akustik bezog damit das Duo gewissermaßen als dritten Spielpartner mit ein.
Die Stückauswahl war gerade auch für diese Gegebenheiten bestens geeignet. Alle Werke des Abends ließen sich dem Stichwort Impressionismus zurechnen. In diesem Musikstil kommt es vor allem auf kleinste Schattierungen von Klangfarben an, auf die Schilderung des Augenblicks. Eine durchgängige thematische Arbeit wie in den Epochen davor findet kaum statt. Die Tonalität ist – im Gegensatz zur Zwölftonmusik, die sich fast zeitgleich entwickelte – immer noch auf ein Zentrum bezogen und wirkt deshalb auch für heutige Zuhörer vertraut und schlüssig.
Das Duo con Animo interpretierte bekannte Stücke wie „Syrinx“ von Claude Debussy (entstanden 1913) für Flöte solo oder „Entr“acte“ von Jacques Ibert für Flöte und Gitarre (1937) mit großem Gespür für klangfarbliche Schattierungen. Besonders interessant waren selten aufgeführte Werke zeitgenössischer Komponisten, die sich stilistisch immer noch am Impressionismus orientieren. Francis Margola (1908-1992) verwendet in seinen Quattri Episodi für Flöte und Gitarre von 1970 nur eine leicht erweiterte Tonalität. Die vier Sätze geben ganz unterschiedliche Eindrücke wieder. Im ersten Satz entsteht Spannung durch komplizierte Rhythmen, im zweiten Satz bringt dagegen eine wiegende Melodie ein ruhiges Element. Im vierten Satz, der eine dreiteilige Form aufweist, meint man Tänzerinnen und Tänzer aus Margolas italienischer Heimat zu sehen.
Francis-Paul Demillac orientiert sich in seiner 1974 entstandenen „Petite suite médiévale“ melodisch an alten Vorbildern. Birgit Maier-Dermann überzeugte mit wandlungsfähigem Ton, der alle Abstufungen von runder, sonorer Tiefe bis zu strahlender, dennoch warmer Höhe umfasste. Bemerkenswert differenziert setzte sie das Vibrato als zusätzliches gestalterisches Mittel ein. Günther Schwarz gestaltete seinen Part vollkommen gleichberechtigt. So wirkten alle Werke sehr homogen, als seien sie für ein einziges Instrument mit verschiedenen Klangfarben geschrieben worden. In Leo Brouwers 1968 komponiertem „Un dia de Novembre“ für Gitarre solo musizierte Schwarz ebenso konzentriert und intensiv wie Maier-Dermann bei Debussys „Syrinx“. Der Gitarrist schuf jedoch durch seine zupackende Art zu musizieren auch einen interessanten Gegenpol zu seiner Flötenpartnerin. Auch die Altquerflöte kam zum Einsatz – in Toru Takemitsus „Toward the Sea“ von 1981. Sie ist eine Quart tiefer und somit um einiges länger als die gängige Querflöte. Birgit Maier-Dermann ließ das Instrument dunkel und geheimnisvoll wie eine Bassflöte klingen. Auch wenn der japanische Komponist viel mit Klangfarben arbeitet, verwendet er doch auch moderne Spieltechniken wie Flatterzunge oder Klappengeräusche. Das recht zahlreich erschienene Publikum bekam mit „Milonga de Sur“ als Zugabe noch einmal ein tänzerisches und temperamentvolles Stück zu hören.